NAF World Cup 2019: Match Reports

Vom Event selber hatte ich im vorigen Eintrag ja bereits berichtet, ich wollte dann aber doch noch etwas zu den einzelnen Spielen schreiben, denn was zählt, ist schließlich immer noch aufm Brett. Ich war mit Waldelfen angetreten und hatte keine Experimente gewagt: Standard-Line-Up mit 2 Wardancers, Treeman, 3 Catchers, 1 Thrower, 4 Linemen, 2 Rerolls, kein Apo. An Tag 1 bekam ich Tackle und Strip Ball auf den Dancers und Leader auf dem Thrower. An Tag 2 kamen ein Wrestle- und ein Dodge-Lino hinzu. Für Tag 3 hatte ich mich für Guard auf einem Catcher entschieden, durch das Double verfielen 10k und ich bekam keine zweiten Skill. Ein ziemlich solides Roster, gegen das niemand gerne antritt, aber wie es mit Woodies eben so ist: sie können ein Spiel nicht so kontrollieren wie einige Basher oder auch Darkies, sie müssen sich auf ihre spektakulären Aktionen verlassen, die sie besser als jede andere Rasse beherrschen, die aber eben auch mal schiefgehen können.

Spiel 1 gegen TheOldTook (Chaos) 2-0

Chaos war neben Necros die gehypteste Rasse in diesem Regelwerk, doch für Woodies ein willkommener Gegner, vor allem, wenn sie, wie hier, mit wenig Guard antraten. Mein Gegner, ein Schweizer, fand dagegen hier kein Mittel. Im Pouring Rain scheiterte der Pick-Up und die Elfen stürmten nach vorne. Chaos konnte früh zwei Elfen vom Platz räumen, doch die verbleibenden 9 stahlen den Ball in der 1. Hälfte gleich zweimal, sodass ich zur 2. Hälfte nur noch die 2-0 Führung verteidigen musste. Auch die von meinem Gegner sicher erhofften Dodge Fails blieben aus, und so konnte er mich zu keiner Zeit in Bedrängnis bringen, auch wenn mein Passversuch zum 3-0 in T16 scheiterte.

Spiel 2 gegen Madfrog (High Elf) 1-2

Schon im allerersten Zug war klar, dass dieses zweite Partie deutlich härter werden würde. Madfrog aus Deutschland führte nicht nur wunderschöne selbstbemalte Hochelfen ins Feld, sondern er wusste auch mit ihnen umzugehen. Wo mein vorheriger Gegner nicht so genau gewusst hatte, was er gegen die Woodies machen sollte, wusste Madfrog es genau: Er gab mir den Ball und lud mich zum Scoren ein. Ich lehnte zuerst ab und haute statt dessen seinen Dodge-Catcher mit meinem Tackler, doch die Injuries sollten in diesem Match nicht zu meinen Gunsten laufen. Nachdem Madfrog in den Rücken meiner Offence kam und mir weiterhin die rechte Flanke weit offen ließ, nahm ich die Einladung dann doch an und hoffte auf einen Goal Line Stall. Madfrog spielte es jedoch genau richtig und behinderte meinen Stall, statt direkt auf den Ball zu gehen. Als dann bereits mein erster 3+ Dodge fehlschlug, blieb mir nichts anderes übrig, als T6 zu scoren.

Nun konnte Madfrog den 3-Turner versuchen, auf den er es abgesehen hatte. Er schickte Receiver in meine Hälfte, gegen die ich verteidigte, gab dann statt dessen einem Blodger den Ball und lief mit diesem und etwas Support die Seitenlinie entlang. Mit ein paar Dodges und GFIs bekam ich einen 2d-Blitz mit meinem Tackler zustande, der Reroll war jedoch weg und es kamen nur Pushes, und danach auch noch ein 2+ Fail im Anschluss, sodass das 1-1 dann eine recht einfache Sache war.

Die zweite Hälfte sah ihn mit dem Ball und mich in Unterzahl, doch er hatte weder Sure Hands noch Guard, sodass es für ihn schwer war, den Ball bis zu einem T16 Score sicher zu halten. Ich hatte noch die Hoffnung, mein Baum und mein Tackler könnten die zahlenmäßige Überlegenheit der Hochelfen etwas regulieren, doch nicht heute. Es blieb also nichts, als die Wardancers springen zu lassen. Sein Positionsspiel war nicht schlecht, aber dennoch gelang es mir, 2x den Ball loszuschlagen. Beim Bounce hatte ich allerdings 2x Pech und dieser wurde von einem seiner Catcher gefangen.

Letztlich entkam er mit dem Ball zu einem Goal Line Stall, inzwischen waren 6 Woodies draußen und der Baum stand nutzlos in der Gegend. Mein verbleibender Wardancer spielte den Helden mit einem 3+ 2+ 2+ 3+ 3+ 4+ Blitz, pushte den Ballträger in die Endzone, dank Srip Ball jedoch kein Touchdown, und Hoffnung kam auf, denn ginge der Ball ins Aus und wäre der Throw-In gut, so hätte ich noch zwei freie Spieler gehabt, einen für den Pass und einen in Scoring Range, einfach gedeckt. Allein, es sollte nicht sein, der Ball sprang zurück ins Feld hinter seinen Screen. Madfrog hatte dann in seinem Zug noch einen kleinen Aussetzer bei dem Versuch, zwei meiner Spieler zu surfen, und schob mich auf den Ball, doch der fatale Bounce blieb aus und er konnte in seinem T16 scoren.

Ich konnte nun einen One Turner versuchen, und sein Set-Up ließ mir eine reelle Chance, zumal ein paar von meinen K.O.s zurück kamen. Doch Perfect Defence machte meine Chance zunichte.

Spiel 3 gegen lordgarlack (Necromantic) 2-1

An dieses erste von 4 Spielen am Samstag habe ich fast keine Erinnerung. Zum Glück habe ich mir vor Ort ein paar Notizen gemacht. Mein schottischer Gegner hatte zuerst die Offence, und nachdem ich früh ein paar Elfen verloren hatte, riskierte ich den -2d und schlug den Ball los. In dem darauffolgenden Handgemenge konnte ich mit einem 3+ 4+ den Ball erobern und zum T8 Defensive Score entkommen. So wünscht man sich das mit Woodies. Wenn man in der 2. Hälfte 1-0 vorne liegt und den Ball hat, kann man wahlweise die Uhr runterspielen oder scoren, ein 2-0 ist meist der sichere Sieg und einem unsicheren Stall vorzuziehen. Da bei mir nichts wichtiges schiefging, konnte ich T14 den Score einfahren. Sein 4+ Pass zum Anschlusstreffer T16 war nur noch für die Galerie.

Spiel 4 gegen gardengnome (Nurgle) 0-0

An meinen Gegner aus Spiel 4 erinnere ich mich umso besser, dieser Aussie war ein echtes Unikat. Mit seinem grauen Bart und seiner Wollmütze sah er ein bisschen aus wie eine Figur aus “Das Letzte Einhorn”. Auch seine antiken Nurgle-Figuren fügten sich ins Bild. Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass er diverse NAF-Trophäen als Marker verwendete. Ja, kommentierte er, er hätte schon das ein oder andere Turnier gewonnen. In Australien, nehme ich an. Aber aus Down Under nach Europa fliegen, um Blood Bowl zu spielen, das muss man auch erstmal machen, also stellte ich mich auf einen harten Gegner ein.

Er hatte den Ball und setzte sein Beast of Nurgle offensiv ein, seine Spielweise war etwas unorthodox und es gelang mir, ihm den Ball abzunehmen, ich musste allerdings das Beast ungedeckt lassen und konnte nur den Really-Stupid-Assist verhindern. Das Beast spielte nun den Helden, war nicht nur nicht Stupid, sondern schaffte auch die GFIs und brachte Tentacles auf den Ballträger. Dieser konnte sich frei blitzen, fand jedoch in 4 Würfeln nicht den benötigten Pow und musste Leapen, was prompt fehlschlug. Kein Score für die Woodies (allerdings auch keiner für Nurgle) in Halbzeit 1.

Trotzdem war noch alles im grünen Bereich mit 11 Elfen im Angriff bei 0-0. Allerdings spielte gardengnome eine gute Defence, der Stärkevorteil der Nurgles, die Disturbing Presence und die Tentacles machten mir das Leben schwer. Mein Baum schlug sehr früh Wurzeln und nach und nach geriet ich in Unterzahl. Schließlich sah ich mich gezwungen, mit dem Ballträger zu blitzen, um eine Lücke zu öffnen, durch die ich mit genügend Spielern vorstoßen konnte, um den Score zu sichern. Ich brauchte jedoch den Pow für die Lücke, und bekam im ersten Versuch erneut nur Pushes. Reroll. Double Skull. Ich konnte meinem Gegner seinen Freudenschrei nicht übelnehmen. Hab niemals Mitleid mit Woodies. Nach diesem Debakel hatte ich alle Hände voll zu tun, das 0-0 zu verteidigen, was mir jedoch gelang.

Spiel 5 gegen gcoleman76 (Skaven) 2-0

Woodies gegen Skaven sind immer besonders unberechenbare Spiele. Der Vorteil war auf meiner Seite, da ich zuerst verteidigen durfte. Mein Gegner aus England schickte zwei Gutter Runners nach vorne und blieb mit dem Cage relativ weit hinten. Ich verteidigte gegen die Receiver, konnte jedoch nicht widerstehen, als er mir die Chance auf einen Leap zum 1d bot. Der Ball kam frei und der Bounce war gut, mein Catcher holte ihn, konnte aber nirgendwohin, wo der Block Gutter Runner ihn nicht erreichen konnte. Der folgende, entscheidende Blitz brachte jedoch in 4 Würfeln keinen Pow oder Powskull, sodass ich entkommen und den Ball meinem Wardancer geben konnte. Zwar schaffte der Rattenoger es noch, den Ballträger zu markieren und den 3+ Dodge zu erzwingen, doch der Dodge klappte und der T8 Score folgte.

Die zweite Hälfte war das reine Chaos, die letzten 4 Züge mussten wir beide ohne Rerolls spielen. Es gab eine Menge Fail auf beiden Seiten, ein Wechselbad der Gefühle, doch mit dem glücklichen Ende für mich. Am Ende hieß es daher 2-0.

Spiel 6 gegen Topas (Dwarf) 0-0

Zwerge mit ihrem vielen Tackle und Guard können ein unangenehmer Gegner für Woodies sein, auch wenn der Geschwindigkeitsunterschied viel ausmacht. Topas aus Deutschland entschied sich, den Kick-Off zu empfangen, ein gewisses Gamble. Er machte ein paar kleine Stellungsfehler, über die er sich selbst ärgerte, doch sein Angriff rollte, ein paar Elfen gingen vom Platz und er war auf der linken Flanke durch. Mir blieb nur eine überaus waghalsige Aktion mit einem 3+ 4+ 1d Blitz, der billigend in Kauf nahm, dass mein Wardancer gesurft wurde. Doch ich bekam den Pow und einen perfekten Bounce, und Zack, weg war der Ball. Topas stand vor den Scherben seiner Offence, doch ein heldenhafter Blocker mit einem 4+ Dodge und GFIs holte den entflohenen Catcher noch ein und verhinderte das Schlimmste.

Also, 0-0 und Offence, keine schlechte Ausgangslage, doch wie spielt man das gegen gut stehende Zwerge? Ich ließ mich zunächst weit in meine eigene Hälfte zurückfallen, um ihn nach vorne zu locken, worauf er nur so halb hereinfiel, doch ich fand schließlich die Räume, um nach vorne durchzubrechen. Eine Menge Sachen hatten bei mir geklappt, doch den letzten Pow als Sahnehäubchen bekam ich nicht, und so konnte wieder ein heroischer Blocker mit einem 4+ Dodge den Ballträger erreichen. Ich hatte dann noch ein 3+ 3+ zum Score, doch das klappte nicht, und sein super unwahrscheinliches Passspiel zum T16 Score klappte ebenfalls nicht. Es war, wie man so schön sagt, ein 0-0 der besseren Sorte, und ein faires Ergebnis.

Spiel 7 gegen Gudj (Underworld) 1-2

Mein persönliches Highlight des Turniers. Gudj aus Frankreich hatte Underworld mit Glart und Skitter dabei, und spielte an Tisch 2. Er erwies sich nicht nur als sehr begeisterungsfähig und sympathisch, sondern auch als der eindeutig stärkste Coach, dem ich bei dieser Weltmeisterschaft gegenüber gesessen habe.

Wie schon Madfrog, gab er mir den Ball und versuchte, einen frühen Score zu erzwingen. Ich hatte einen recht soliden Goal Line Stall aufgebaut, doch als der Gobbo, den sein Troll nach meinem Ballträger warf, unerwartet direkt neben dem Ballträger landete, mit einem 5+ auf den Beinen blieb und sogar seine Aktion noch hatte, witterten die Undies ihre Chance. Der Blitz schaffte den benötigten Assiste für einen 1d Block herbei, und was würfelt man als Gobbo gegen einen Wardancer? Genau, Pow! Was für ein Spielzug, wir waren beide begeistert, der Bounce blieb jedoch unerreichbar, die Elfen scorten im nächsten Zug, und auch den Gegenangriff konnte ich verteidigen. 

Also, nix passiert, ich liege 1-0 vorne, er kriegt zur 2. Hälfte den Ball. Hier machte er seinen einzigen Fehler und blockte vor der Ballaufnahme mit dem Troll, der ihm prompt einen Turnover bescherte. So konnte ich den Ball erobern, doch Gudj spielte ein paar absolut brillante Züge und schaffte es mit etwas Glück nicht nur, mir den Ball wieder abzujagen, sondern auch, ihn zu sichern. Dabei räumte er auch ordentlich auf, und so konnte ich mit 5 Elfen nur noch zuschauen, wie er T14 den Score machte. Er wollte nicht auf Unentschieden spielen, sondern auf Sieg! Und wie sich herausstellte, brauchte er auch den Sieg, um für seine Squad das Unentschieden zu retten.

Die K.O.-Würfe auf beiden Seiten waren nun wichtig, ich bekam ein paar Spieler zurück, er jedoch bekam Skitter zurück, den ich zwischenzeitlich ausgeknockt hatte. Allerdings schob er ihn zunächst in die Reserve, und nach einer Pinkelpause vergaß er, ihn aufzustellen. Nach kurzem Überlegen entschied ich mich, ihn auf seinen Fehler hinzuweisen, und erlaubte ihm, die Aufstellung zu ändern, was sich als nicht ganz unerheblich erweisen sollte. Manche würden das sicherlich für übertriebenes Fairplay halten, aber ich würde es glaube ich wieder so machen.

Es kam nun zu einer überaus vertrackten Situation an der rechten Seitenlinie, ich verlor den Ball, konnte jedoch mit einem Leap-Blitz seinen Thrower surfen und mir den Ball in der Tacklezone seines Tackle-Blitzers wiederholen. Alles, was ich brauchte, war ein 2+ Dodge ohne Reroll, und ich war auf und davon. Er hätte dann zwar noch seinen Wrestler in Reichweite gehabt, doch niemanden, um den Ball zu holen, und ich hatte mehrere Elfen in Scoring Range. Allein, ihr ahnt es bereits: Die 1 fiel. Inzwischen waren alle anderen Matches aus, beide Squads standen um uns herum. Mit einem halbwegs guten Bounce wäre das Unentschieden immer noch recht sicher gewesen, doch der Ball ging ins Seitenaus, der Throw-In ging in die richtige (bzw. für mich falsche) Richtung, und Gudj hatte eben auch seinen Thrower dort hingestellt, wo er ihn brauchte, und Skitter in Scoring Range. Kollektives Atemanhalten beim Pass, den Gudj angemessen zelebrierte. Dann: lauter Jubel bei den Cathîms.

Ich hatte noch einen One-Turner-Versuch, aber selbst vor dem Blitz! auf dem Kick-Off hatte ich mir dafür gegen eine gute Aufstellung keine großen Chancen mehr ausgerechnet. Ein wirklich tolles, intensives Spiel, das zu verlieren mich nicht wirklich störte, es war einfach zu guter Blood Bowl. Budj und ich umarmten uns herzlich zum Abschied.

Spiel 8 gegen Shm (Amazon) 2-2

Auch wenn mich die Niederlage nicht störte, sah mein Record nun nicht mehr allzu schmeichelhaft auf, und ich wollte schon gerne auch mal wieder ein Spiel gewinnen. Allerdings musste ich nun gegen Amazonen mit Roxanna und 4 Guards ran, ein wirklich kniffliges Match-Up. Mein Gegner, Shm aus Italien, foulte gerne und kam mir mit einigen Stellungsfehlern entgegen, doch seine Mädels verprügelten meine Elflein so dermaßen übel, dass er sich sogar mehrfach für die Würfel entschuldigte und mir anbot, dass ich gerne auch seine Würfel benutzen könnte.

Es fing bereits bei meinem ersten Sprung in den Cage an, bei dem der Tackle-Wardancer sich direkt selbst in die Cas-Box beförderte. Wer braucht den schon, gegen Amazonen, right? Der zweite Wardancer schaffte es dann trotzdem, den Ball rauszuschlagen, da die Amazonen ihr Guard nicht gut verteilten. Leider kam ich nicht an den Bounce und Roxy konnte ihn mit ein paar 2+ zurückholen, AG5 mit MA8, Jump Up und Dodge ist einfach imba. Nachdem jedoch ein unnötiger 3+ Dodge fehlschlug, bekam ich völlig unerwartet einen weiteren Blitz auf Roxy, und diesmal konnte ich den Ball klauen und in T8 das 1-0 markieren.

In der Offence war nun mein einziges Ziel, das 2-0 zu machen, bevor mir die Elfen ausgingen, und mich dann irgendwie über die Zeit zu retten. Shm tat mir den Gefallen, auf meinen Vorstoß über rechts sein gesamtes Team auf die rechte Flanke zu verschieben, auch um einen Catcher mit mehreren Assists zu foulen, wobei ich dieses Mal Glück hatte und das Foul nicht mal durch die Rüstung kam. Ich konnte dann auf die völlig offene linke Flanke wechseln und dank des heldenhaften Foul-Opfers, das sich mit einem 4+ Dodge aus seiner prekären Lage befreite, sogar einen Screen aufzubauen. Mit Roxy Magic kamen die Amazonen zwar noch mal an den Ball, doch sie war nun kurz auf sich gestellt, und so konnte ich sie umhauen und mit einem Pass tatsächlich das 2-0 markieren.

Inzwischen waren 5 Elfen in der Cas Box einschließlich beider Wardancers, doch ich witterte Morgenluft. Schließlich musste er nun 2x scoren, um auch nur ein Unentschieden zu bekommen. Er schickte einige Receiver nach vorne und führte den Ball mit Roxy, ich versuchte, einen Screen vor seinem Cage aufzubauen, um wenigstens den 2-Turner zu verhindern, doch das war die falsche Taktik, ich hätte lieber die Receiver bestmöglich zustellen sollen. Roxy ist einfach zu gut und marschierte mit ein paar 2+ Würfen durch meinen Screen. Der 3+ Handover klappte, und so musste ich nun noch 4 Züge aushalten für den Sieg. Das schien machbar, doch dann landete sein Kick buchstäblich direkt an der Line of Scrimmage in ein oder zwei Tackle Zones (ich bin mir nicht mehr sicher). Ich sah mich jedenfalls genötigt, einen 2d Block mit dem Baum zu riskieren, um den Spielzug zu eröffnen, den Ball dann zu sichern und meine dezimierten Reihen zu sortieren. Tja, und was soll ich sagen. Ein Push hätte gereicht, doch das Turnover kam, und alles war verloren. Ich konnte noch von Glück sagen, dass mein Gegner das Unentschieden runterstallte (für seine Squad reichte dies), sonst hätte es sogar noch eine Niederlage werden können.

Dieses Spiel war für mich schwer wegzustecken, da nicht nur mein Record langsam aber sicher baden ging, sondern ich auch das Gefühl hatte, trotz miesester Injury Rolls gegen ein sehr krasses Roster den Gegner schwindelig gespielt zu haben und um den Lohn betrogen worden zu sein. Hätte ich das 2-1 halten können, wäre es einer dieser spektakulären Unterzahl-Siege gewesen, für die der Wood Elf Coach nun mal lebt. Ich hätte zum Schluss nur noch durchschnittliche Würfel gebraucht. Statt dessen dann der doppelte Nierenschlag.

Spiel 9 gegen Dr SLM (Wood Elf) 1-3

Letztes Spiel, immerhin mit einem Sieg noch die Chance auf ein 4-3-2 in der Einzelwertung. Woodie Mirror, das einzige was noch schlimmer ist als Woodie Skaven, diese Spiele sind echt total unberechenbar. Dieses Mal mit dem unglücklichen Ende für mich. In der ersten Hälfte ging nichts zusammen. Mein französischer Gegner erlaubte sich einige Ungenauigkeiten, doch ich würfelte so viele 1en, dass es keine Rolle spielte. Zur 2. Hälfte war ich in Unterzahl und 0-2 zurück, ich setzte alles auf eine Karte und stellte mich für einen Blitz auf, der Blitz kam, und sein Set-Up erlaubte mir auch, mit diversen Spielern durchzubrechen und das 1-2 zu markieren. Jetzt wurde es nochmal ernst, ich übte maximalen Druck aus und konnte erneut seinen Ballträger hinter seinen eigenen Reihen sacken, er blitzte mich dann aus Versehen mit seinem Frenzy Wardancer statt mit Strip Ball, bekam aber das Pow und mein Strip Ball Wardancer wanderte in die Cas-Box. Er entkam mit dem Ball, ich hatte noch mehrere Chancen, ihn zu blitzen, konnte jedoch das 1-3 nicht verhindern und verzichtete dann darauf, die letzten 2 Züge noch zu spielen.

Ein waschechtes Dicing zum Schluss, auch das gehört dazu, doch zusammen mit dem vorangegangenen Spiel gegen die Amazonen war es dann ein recht frustrierendes Finale für mich. Es hätte leicht auch ein 5-2-2 sein können, stattdessen wurde es ein 3-3-3. Nur 50% Win Rate mit Woodies an den hinteren Tischen, nicht gerade das, was ich mir erhofft hatte. Doch immerhin konnte unsere Squad das Turnier mit einem Sieg beenden, sodass der World Cup einen versöhnlichen Abschluss fand.

NAF World Cup 2019, Dornbirn (Österreich)

Das größte Blood Bowl Turnier aller Zeiten. 1423 Coaches aus 40 Nationen. Bereits der vorangegangene World Cup in Lucca 2015 war ein Event der Superlative, doch in Dornbirn wurde dies noch einmal um die Hälfte übertroffen. Da musste man doch hin, hatte ich mir gesagt. Und da es ein Teamwettbewerb ist, hatte ich eine “Squad” von 6 Mann zusammen getrommelt:

Team Black Orc Down

Donnerstag: Anreisen und Anstehen

Die meisten von uns waren von München aus mit dem Auto gekommen. Von dort sind es ca. 2 Autostunden nach Dornbirn, das im Dreiländereck bei Bregenz liegt. Es handelt sich um ein beschauliches Städtchen von 50.000 Einwohnern, in einer Urlaubsregion gelegen und mit reichlich Hotels ausgestattet. Nachdem wir eingecheckt hatten, suchten wir zu Fuß den Weg zum knapp 3 km entfernten Messegelände. Dort trafen wir gerade rechtzeitig zur für 18:30 angesetzten Eröffnungszeremonie ein. Es gab eine Percussion-Performance (mit Live-Aufzeichnung des “Hurry Up Songs”, der das Ende jeder der 9 Partien einleiten sollte), Grußworte der Bürgermeisterin, und später spielte noch eine Blues-Rock-Band.

Letztere bekamen wir jedoch nicht zu Gesicht, und ebenso wenig gelang es meinem Teamkollegen Kaenthos und mir, wie geplant mit den anderen Natural Dorn Birners unseren überraschenden vierten Platz beim World Cup Warm-Up auf Fumbbl zu feiern. Auch sonstiges Meet & Greet mit der Fumbbl-Prominenz fiel weitgehend aus. Denn stattdessen verbrachten wir den Abend mit Schlangestehen, genau wie hunderte andere. Was war passiert?

Die Organisatoren hatten geplant, jeder Squad bei Ankunft Goodie Bags auszuhändigen, in denen sich nicht nur das persönliche Voucher für Eintritt und Verpflegung sowie Würfel, ein T-Shirt in der bestellten Größe und anderes Klimbim, sondern auch individuelle Skillringe für jeden Coach befinden sollten. Dazu hatte man bei den Rosters nicht nur die Angabe verlangt, welche zusätzlichen Skills an den Tagen 1, 2 und 3 vergeben werden (hierzu hatte der World Cup ein ausgeklügeltes 4-Tier-Regelwerk), sondern auch die Größe der Bases. Die Skillringe bestanden aus 4 Puzzlestücken plus 4 aufgeklebten Magneten, die man sortieren, zusammenbauen und in die Goodie-Bags verteilen wollte. Damit war man aber nicht einmal ansatzweise zum Eventbeginn fertig geworden, und es hatte auch niemand sich durchringen können, die Sache abzublasen. Stattdessen versuchten ein paar arme freiwillige Helfer, die Skillringe am Donnerstag noch an alle Coaches auszugeben. 

Dies führte im Ergebnis dazu, dass wir um 22 Uhr aufgaben, nachdem wir 2 ½ Stunden in der Warteschlange gestanden hatten. Jemand hatte unseren Team-Namen aufgeschrieben und uns versprochen, unsere Skillringe würden am nächsten Tag fertig sein, doch daran glaubte nicht wirklich irgendjemand. Dem Vernehmen nach ging es in der Halle noch bis halb zwölf, ehe die letzten, die ausgeharrt hatten, versorgt waren. Schade, es hätte bestimmt eine geile Party werden könne (sie hatten sogar eigens für das Event zwei verschiedene Biere gebraut). Wir waren uns alle einig, man hätte einfach auf die blöden Skillringe scheißen sollen, es wäre auch ohne gegangen.

Offiziell schloss die Location um 22 Uhr, und es verlief sich. Wie einige Besucher zu Recht beklagten, gab es in Dornbirn auch kein wirkliches Kneipenviertel, das man noch hätte ansteuern können. Wir ließen den Abend an der Hotelbar ausklingen und trafen noch ein paar Spanier, die ebenfalls Blood Bowler waren, was immerhin ein bisschen internationales Flair und gemeinsames Abgeeken in den späten Donnerstagabend brachte.

Freitag: Noch 5 bis 10 Minuten

Das erste Spiel war für 9:30 angesetzt, wir wollten aber um 8:30 da sein, da man uns zu dann unsere Skillringe versprochen hatte. Bei schönem Wetter machten wir wieder zu Fuß auf den Weg. Was natürlich nicht da war, waren unsere Skillringe. Außerdem hörten wir bereits, dass der Kick-Off auf 10:30 verschoben war, zu diesem Zeitpunkt vermuteten wir noch die Skillringe als Grund. Nach weiteren 2 Stunden in der Schlange hatten wir diese dann um 10:30 endlich bekommen und schafften es gerade so rechtzeitig an unseren Tisch, der schon im Vorfeld bekannt gegeben worden war.

Es gab zwei Hallen und dazwischen ein Foyer mit Ständen der Aussteller und Sponsoren. Die größere Halle beherbergte die Bühne und den prestigeträchtigen Tisch 1 sowie die größere Zahl der anderen Spieltische. Die kleinere beherbergte die sogenannten Loser-Tische, wo das hintere Viertel der Squads spielen würde, sowie das Catering, das auch einen großen Bereich mit Bierzelt-Garnituren dabei hatte, damit man nicht am Spieltisch essen musste. Letzteres war super, allerdings war es schade, dass ein Viertel der Leute im Kantinen-Mief spielen musste. Natürlich wäre es viel schöner gewesen, wenn wirklich alle in einer großen Halle Platz gefunden hätten, was wohl auch der ursprüngliche Plan war, die größere Halle stand dann aber nicht zur Verfügung. Wir waren ohne große Ambitionen abgesehen von “Spaß haben” angetreten, nahmen uns jedoch spontan vor, uns von den Loser-Tischen fernzuhalten. 

Unser erstes Los hatte uns jedenfalls zunächst in die große Halle gespült. Dort saßen wir uns mit unseren ersten Gegnern gegenüber, die Swiss Foreign Legion mit Spielern aus der Schweiz, Schweden und UK, die uns zur Begrüßung Schweizer Schokolade überreichten. Niemand hatte uns erzählt, dass es üblich ist, den Gegnern etwas mitzubringen! Buchstäblich jeder unserer Gegner hatte ein kleines Präsent für uns, nur wir kamen mit leeren Händen. Das passiert uns beim nächsten Mal nicht!

Was allerdings fehlte, war die Bekanntgabe der Paarungen. Wir wussten zwar, gegen welche Squad wir spielen sollten, nicht aber, welche Coaches gegeneinander antreten würden. Und die Orga hatte… IT-Probleme. Man hatte ja bereits vor dem Event die Auslosung gemacht und war offenbar nicht auf No-Shows vorbereitet. Doch natürlich gab es einige Coaches und auch zwei ganze Squads, die nicht aufgetaucht waren, und dies entsprechend einzupflegen, führte anscheinend zu Problemen. Letztendlich war der Draw dann gegen 11:30 endlich verfügbar, und so startete das Turnier mit 2 Stunden Zeitverzug. Wir stellten uns also bereits darauf ein, dass aus dem geplanten Ende um 18:30 nichts werden würde. Mehrere Squads hatten Tische in Restaurants reserviert und überlegten bereits, auf wann sie wohl verschieben müssten. Nichtsdestotrotz waren alle jedoch froh, endlich die Würfel rollen zu lassen.

Die erste Runde lief gut, meine Waldelfen gewannen und auch unsere Squad ging siegreich hervor. Außerdem hatte ich die Ehre, beim Mittagessen mit CRP-Vater Galak an einem Tisch zu sitzen, den die NAF als Referee verpflichtet hatte. Es sah also alles gut aus und wir freuten uns auf unsere zweite Partie. Diese sollte um 14 Uhr beginnen, doch was um 14 Uhr fehlte, war der Draw. Die IT-Probleme blieben hartnäckig, und so saßen wir weitere 2 Stunden herum und warteten. Die Stimmung kippte langsam, die Orga schickte immer neue Leute auf die Bühne, um schlechte Nachrichten zu verkünden, und die Worte “noch 5 bis 10 Minuten” waren in aller Munde.

Endlich, es war schon nach 16 Uhr, wurde ein Draw veröffentlicht, kurz darauf jedoch verkündet, dass dieser Draw falsch sei, da diverse Teams gegen ihre Gegner der vorigen Runde gelost worden waren. Wir begaben uns trotzdem zu unserem bekanntgegebenen Tisch, wo als Gegner Generic Team Name With Nerd Reference warteten. Kapitän war ein alter Bekannter, Pedda, schwedischer Coach aus Berlin, gegen den ich schon beim Plattbowl und Hammabowl gespielt hatte. Außerdem mit dabei: Der bekannte Streamer The_Sage aus Holland (früher auch Fumbbl-Prominenz). Wir warteten noch einige Zeit auf den korrigierten Draw, entschlossen uns aber letztendlich, die Spiele zu starten, in der Hoffnung, dass sich unsere Auslosung nicht ändern würde. Und so kam es dann schließlich auch: Die Partien zählten!

Es war jedoch klar, dass eine dritte Partie an diesem Freitag nicht stattfinden würde, dafür reichte die Zeit nicht mehr, zumal niemand wusste, wie lange die Auslosung der nächsten Runde diesmal dauern würde. Auch mit zwei Runden hatten wir letztlich das angepeilte Ende um 18:30 deutlich verpasst, als wir uns endlich unseren Gegnern geschlagen geben mussten. Wir waren ermüdet von der vielen Warterei und wenig erpicht, uns noch ins Nachtleben zu stürzen, das sich im Wesentlichen auch in der American GoGo Bar an der Hauptstraße zu erschöpfen schien. Immerhin stellten wir zu unserer Freude fest, dass unser Hotel eine sehr ordentliche Pizzeria beherbergte, die bis 22:30 warme Küche hatte. An die Hotelbar zog es dann aber niemanden mehr, wir waren froh, ins Bett zu kommen.

Samstag: Gebt Gas, wir packen das!

Der Samstag begrüßte uns mit Regen, aber beim Frühstück war immerhin der Draw für die dritte Runde live. Wir waren gegen die schottische Mannschaft Thistle Hurt gesetzt. Mit Spannung wurde erwartet, was die Orga nun im Hinblick auf die ausgefallene Partie vom Vortag bekanntgeben würde. Und siehe, die Bekanntgabe lautete: Wir holen das nach! Mit gestrafftem Zeitplan – 2:15 statt 2:30 pro Spiel, kürzere Mittagspause – sollten am Samstag 4 Spiele gemacht werden. Offenbar war die Orga entschlossen, nicht in die Geschichte einzugehen als die WM, bei der ein Spiel ausfallen musste.

Die Resonanz auf diese Entscheidung war gemischt, ich persönlich hätte es souveräner und besser gefunden, den verkorksten Freitag abzuhaken und den Samstag wie geplant durchzuziehen. Auch mit 8 Partien statt 9 wäre es eine epische Weltmeisterschaft gewesen, dank Schweizer System kam es doch auf ein Spiel mehr oder weniger in Wirklichkeit gar nicht an. Ich habe aber auch mit vielen Coaches gesprochen, die die Entscheidung, das Spiel nachzuholen, richtig fanden. Mehr Skepsis gab es im Hinblick auf die Frage, ob die IT diesmal mitspielen würde. Am Vortag hatte man immerhin nicht mal 3, geschweige denn 4 Runden geschafft. Ich erwartete also ein Debakel – und wurde eines Besseren belehrt!

Die IT hatte offenbar über Nacht das Problem weitgehend gelöst und schaffte es, den Draw für die nächste Runde nahezu pünktlich zu liefern. Der ambitionierte Zeitplan wurde gerade einmal um eine Viertelstunde verfehlt. Auch die Spieler waren motiviert und gaben Gas, um die verlorene Zeit aufzuholen. Das bedeutete aber auch, dass wir uns wie im Trance durch den Spieltag tankten. Am nächsten Morgen versuchte ich mich zu erinnern, wie mein Gegner von Runde 3, dem ersten Match des Samstages, eigentlich ausgesehen hatte, und konnte es partout nicht mehr.

Nach einer klaren Niederlage gegen Thistle Hurt hatten wir noch einmal Glück und durften in der großen Halle bleiben. Die nächste Runde gegen Team Wombat aus Australien, die einen Plüsch-Wombat als Team-Glücksbringer an den jeweils gerade bedürftigen Spieler herumreichten, verloren wir aber ebenfalls und waren nun endgültig bei den Loser-Tischen im Kantinen-Mief angekommen. Dort trafen wir auf Team UKBBL Great British Block Off, trennten uns Unentschieden und mussten folglich auch das vierte und letzte Match des Tages in der kleinen Halle spielen. Wir waren nicht böse darum, dass es diesmal ein deutschsprachiges Team war: Die Municorns aus München. Das machte es zu später Stunde etwas leichter. Auch hier reichte es für uns aber nur zu einem Unentschieden.

Unser letztes Match in der großen Halle gegen die Wombats. Im Hintergrund unverkennbar: Cathîms, unser Gegner in Spiel 7.

Nach diesem Ritt stand uns der Sinn wiederum nur noch danach, ein warmes Abendessen im Hotel zu bekommen und ins Bett zu fallen. Da wir am nächsten Tag nach dem Event direkt nach München fahren würden, war damit auch das Thema Socializing mit anderen Coaches gelaufen. Die Blood-Bowler-Ehre war durch das Nachholspiel zwar gerettet, die Geselligkeit blieb aber für uns weitgehend auf der Strecke, außer innerhalb der eigenen Truppe. Wie gesellig es in Dornbirn unter anderen Umständen geworden wäre, sei dahingestellt. Sicherlich muss es nicht Amsterdam sein (Austragungsort des World Cup 2011), aber ein Ort mit etwas mehr Nachtleben wäre vielleicht fürs nächste Mal ganz schick.

Während des Events selber war die Stimmung nun jedoch wieder super, die Odyssee des Donnerstag und Freitag und der Marathon des Samstag hatten uns Coaches zusammengeschweißt. Zwischen den teilweise sehr kreativen und farbenfrohen Auftritten der Mannschaften, den gelegentlichen spontanen Gesängen der Franzosen und den souveränen Durchsagen von Galak, der die Coaches zur Einhaltung des Zeitplans peitschte, war es schon ein großes Blood-Bowl-Fest.

Sonntag: And the winner is?

Der letzte Tag des World Cup brachte mehr Regen. Noch immer saßen wir an den Loser-Tischen, wenn auch an den vorderen. Als Ziel hatten wir inzwischen ausgegeben, wenigstens noch ein Match in der großen Halle zu spielen. Unsere ersten Gegner, Cathîms aus Frankreich, ließen auf sich warten, und wir hatten bereits die Referees informiert. Bei mehr als 15 Minuten Verspätung wäre es als Nichtantritt gewertet worden, doch alles halb so wild, eine Minute vor Anpfiff tauchten sie auf. Die Truppe war uns schon vorher aufgefallen, sie waren eine imposante Erscheinung mit ihrer Gesichtsbemalung, und auch ihre Trillerpfeifen hatten wir vorher schon gehört. Der Teamkapitän hatte sogar ein Soundboard dabei (über das sein Gegner allerdings nur mäßig erbaut war). Deutlich jünger als unsere Ü40-Truppe und mit einem unglaublichen Enthusiasmus, dazu allesamt exzellente Coaches, die nur deshalb an den Loser-Tischen zu finden waren, weil sie mit Goblins und Halblingen antraten, war dies für uns wirklich ein Blood-Bowl-Kulturschock. Wieder trennten wir uns Unentschieden, für mich war diese Partie jedoch das Highlight des World Cup, obwohl ich mein Match (sehr unglücklich) verlor. 

In der vorletzte Runde ging es gegen Minotarri 2 aus Italien, und wir saßen sage und schreibe am ersten Loser-Tisch. Denkbar knapp hatten wir die große Halle verpasst, und dies war unsere letzte Chance. Doch es ging nichts zusammen. Ich hatte ein sehr frustrierendes Spiel, das zwar Unentschieden endete, sich aber wie eine Niederlage anfühlte, zumal dadurch die Niederlage der Mannschaft besiegelt wurde. Also Ziel verfehlt, auch das letzte Match spielten wir in der kleinen Halle, gegen Team Riesling aus Frankreich. Ich bekam zum Abschluss ein Dicing eingeschenkt, und beendete das Turnier mit einem durchwachsenen Record von 3-3-3. Mit Woodies und überwiegend an den hinteren Tischen, kann ich mit so einem Ergebnis wirklich nicht zufrieden sein. Vielleicht werde ich noch einen separaten Blogpost zu den einzelnen Matches machen, das ist natürlich weniger erfreulich als bei einem Turnier, das gut lief.

Für Team Black Orc Down gab es jedoch ein versöhnliches Ende. Kaenthos an Tisch 1 war der letzte von uns, der noch spielte, er lag zurück, hatte jedoch die Chance, im letzten Zug auszugleichen und damit den Mannschaftssieg klar zu machen. Und er schaffte es, unter dem Applaus der Truppe! Damit sicherte er sich zugleich einen ungeschlagenen 5-4-0 Record, eine sehr respektable Leistung. Black Orc Down ging mit einem versöhnlichen 2-3-4 von Dannen, insofern kann man doch froh sein über das neunte Spiel…

Es hatte sich am letzten Tag doch wieder eine Dreiviertelstunde Verzögerung eingeschlichen, sehr zum Leidwesen derjenigen, die einen Flug erwischen mussten und daher für das letzte Spiel nur 1:45 Zeit hatten, und wohl auch zum Leidwesen von deren Gegnern. Um die Schlusszeremonie zu entlasten, hatte man die Best-Painted-Gewinner bereits in der Pause vor Spiel 9 gekürt, hier waren einige echt krasse Meisterwerke zu bewundern, vor allem bei den Display Cases hatten einige echt übertrieben. Kuei-Jin, mein Gegner vom Dungeonbowl Anfang des Jahres, war mit seinen Piraten-Goblins von der Green Pearl der Hingucker des Tages.

Juror Jo von den Pigment Pirates kündigte den Sieger in der Kategorie “Greenskins”, die Green Pearl von Kuei-Jin, an: “Release the Kraken!”

Wir wagten uns dann nach dem Ende unserer Partie auch noch einmal in die große Halle und genossen die Stimmung dort. Eine Blaskapelle spielte, die Coaches standen auf den Stühlen und Tischen, es herrschte große Ausgelassenheit. An Tisch 1 hatte Amicale du PushPush aus Frankreich gegen Alfea aus Italien gespielt, dieselben Squads, die auch schon auf Fumbbl beim WCWU das Finale gespielt hatten. Eine solche Konstanz in einem so glücksabhängigen Spiel mit so starkem Teilnehmerfeld ist schon krass beeindruckend. Es hatte sich dann auch herumgesprochen, dass (anders als auf Fumbbl) die Franzosen die Nase vorn gehabt hatten. Die Siegerehrung ließ allerdings auf sich warten, und wir hatten noch die Fahrt nach München vor uns, also brachen wir schließlich auf. Gerne hätten wir auch unsere eigene Platzierung erfahren, doch hier schlugen die IT-Probleme wieder zu. Das vorläufige Endergebnis wurde erst Tage später auf der Website veröffentlicht, bis heute (zwei Wochen später) ist dieses noch nicht für endgültig erklärt worden. So hatten wir auch keine Gelegenheit, unserem Käpt’n von den Natural Dorn Birners, Miko (doclystria auf Fumbbl), zu seinem hervorragenden Ergebnis zu gratulieren: Bester Deutscher auf Platz 10 der Einzelwertung, und seine Squad, Unqualified, belegte am Ende sogar Platz 3! Um wieviel Uhr er seinen Pokal bekommen hat, muss er irgendwann noch mal berichten, wir waren zu dem Zeitpunkt wohl längst auf der Autobahn.

Gänsehautatmosphäre bei der Schlusszeremonie in der großen Halle (YouTube)DSGVO sei dank darf ich hier keine Videos einbinden :-P

Black Orc Down belegte am Ende Platz 178 (von 236), damit können wir im Ergebnis zufrieden sein. Ich kam auf Platz 743 (von 1423), sicherlich weniger, als ich mir ausgerechnet hatte. Der positive Eindruck des Events überwiegt, die tolle Stimmung und die schiere Anzahl der Coaches. Doch Warteschlangen und IT-Probleme werden immer mit dem World Cup in Dornbirn verbunden sein.

Blog-O-Quest #49: Erotik

Ausnahmsweise beteilige ich mich diesen Monat am Blog-O-Quest, weil mich das Thema, Erotik, interessiert und weil ich auch die Fragen von Nerd-Gedanken gut gewählt finde. Also, ans Werk! Ich sage es hier ausnahmsweise dazu: Ich verwende den generischen Maskulin, es sind damit jeweils alle Geschlechter gemeint.

1. Rollenspiel-Publikationen mit Sonderregeln für körperliche Liebe, Erotik und artverwandte Themen wie beispielsweise „Wege der Vereinigung“ für das System „Das Schwarze Auge“ finde ich ___________________, weil ________________ .

Ich finde sie gut, wenn sie thematisch stimmig sind. Viele Rollenspiele haben sehr ausführliche Regeln für Kampfsituationen, weil die gewaltsame Konfliktlösung thematisch einen großen Raum in ihnen einnimmt. Das passt zum Quellenmaterial und hat sich bewährt. Genauso kann man auch ausführliche Regeln für etwas anderes haben, wenn es thematisch einen großen Raum einnehmen soll und das zum Quellenmaterial passt.

Sich mit dem Quellenmaterial für Sex und Erotik auseinander zu setzen, würde den Rahmen dieses Blogposts sprengen. Du wirst viele Rollenspieler finden, für die es die persönliche Schamgrenze überschreitet, explizit erotische Inhalte im Rollenspiel vor den Mitspielern zu thematisieren. Das gilt es zu respektieren, die sind dann eben nicht Zielgruppe. 

Es gibt aber auch Leute wie mich, die an solchen Themen durchaus ihre Freude haben und darin nichts sehen, wofür man sich schämen muss. Und schließlich gibt es Leute, die ihre persönliche Schamgrenze zum kategorischen Imperativ erklären und etwas dagegen haben, dass Leute wie ich solch schamlose Dinge tun. Deren Argumente möchte ich hier nicht zitieren, ich halte sie für bigott und sehe darin den Ausdruck einer altmodischen und überkommenen Moralvorstellung. Dieser Standpunkt mag kontrovers sein, aber ich bin von ihm sehr überzeugt.

Wichtig ist in jedem Fall, dass Spielregeln und Spielinhalte stimmig sind und es tatsächlich möglich ist, damit so etwas wie eine ernsthaft erotische Stimmung am Spieltisch zu erzeugen. WdV kenne ich nicht, bin bei 4.0 aus DSA ausgestiegen, bin aber fast in Versuchung (hihi), mir dieses spezielle Büchlein zuzulegen. Ich selber habe z.B. mit Barbaren! einen satirischen Zugang gewählt, der zunächst eine ironische Distanz schafft. Die Regeln formen das Narrativ, doch ob es mehr oder weniger albern, mehr oder weniger explizit zugeht, bleibt den Mitspielern überlassen. Ich habe damit ein breites Spektrum an Szenen gespielt, komische Szenen, prickelnde Szenen, pornografische Szenen. Das Thema Sexismus steht dabei natürlich auch im Raum, dazu verweise ich auf den Thread im Tanelorn.

Deshalb ist letztendlich die persönliche Schamgrenze auch nicht die einzige Grenze, die bei erotischen Inhalten zu beachten ist. Auch dann, wenn in der Gruppe deutlich abweichende Einstellungen zu Homophobie, Sexismus und ähnlichen Themen bestehen, sollte man lieber einen weiten Bogen um Erotik machen. Daher empfehle ich auch Zurückhaltung, was explizite Spielberichte angeht. Nicht alles, was im Schlafzimmer und am Spieltisch passiert, gehört in die Öffentlichkeit.

2. Besuche im Puff, Stripclub oder in Tempeln von Gottheiten mit Schwerpunkt körperlicher Freuden sind für manche Tischrunden oder Spielumfelder völlig normal, für andere undenkbar. Was haltet ihr davon?

Der klassische Rahjatempelbesuch ist ja die harmlose Variante: Hier wird Erotik nicht ernstlich thematisiert, es steht nichts auf dem Spiel, es ist nicht zentral, sondern nur beiläufig, aber man kann eben mal die Zehen ins Wasser tauchen und schauen, wie es sich anfühlt. Und natürlich kann man dies auch als Anknüpfungspunkt für die Selbstbeschäftigung des Spielers mit seinem Charakter und der Welt verwenden. 

Es ist letztlich nur ein weiterer Aspekt des Eskapismus, der dem Rollenspiel innewohnt: Wir stellen uns vor, stark, klug und mächtig zu sein, über Magie oder Superkräfte zu gebieten, in einer Welt voller Wunder zu leben, warum sollten wir uns nicht auch vorstellen, potent und promisk zu sein? Natürlich gilt es wiederum, auf die persönlichen Schamgrenzen der Mitspieler Rücksicht zu nehmen und etwaigen politischen Streitpunkten aus dem Weg zu gehen. 

3. Der erotischste NPC, der/die mir in meiner ganzen Spielkarriere bisher begegnet ist, war _________ und ist mir wegen ______ besonders im Gedächtnis geblieben.

Ich empfinde weniger einen NSC an sich als erotisch und mehr die Beziehung und Interaktion des NSC mit meinem SC. Mir ist z.B. eine Reign-Runde bei Joerg.D in Erinnerung geblieben, in der mein Charakter eine Affäre hatte, die falsch und gefährlich war und unausweichlich auf ein tragisches Ende zusteuerte, doch mein SC konnte nicht anders, und daraus erwuchs die Erotik. Details möchte ich lieber für mich behalten, denn wie bereits erwähnt: Nicht alles, was im Schlafzimmer und am Spieltisch passiert, gehört in die Öffentlichkeit.

4. Fähigkeiten wie „Verführen“ bemessen die Geschicklichkeit eurer Charaktere, ihnen einen NPC durch erotisches Geplänkel gewogen zu machen. Wie nutzt ihr diese am Spieltisch – wird gewürfelt, ausgespielt oder eine andere Option?

Verführen ist eine Fertigkeit wie jede andere auch: Der Wurf auf Verführen kommt dann ins Spiel, wenn der Ausgang einer Aktion nicht klar ist. Bei einer uninteressanten Szene kann der Wurf das Ausspielen komplett ersetzen, bei einer interessanten Szene hingegen wird die Szene bis zu dem Punkt ausgespielt, wo eine Reaktion wirklich auf der Kippe steht.

Der Konflikt in der Szene ist ja: Kriegst du den NSC rum, oder nicht? Durch das Ausspielen der Szene wird dieser Konflikt verhandelt, was du tust und sagst, sind deine Argumente, und der SL beurteilt diese, auch anhand von ggf. vorhandenem SL-Wissen, über das du nicht verfügst. Er kann sich dabei in Richtung Wahrscheinlichkeit oder Dramaturgie lehnen, aber jede Reaktion muss zumindest plausibel sein.

In manchen Fällen wird es ganz klar sein, dass der NSC dir die Tür vor der Nase zuknallt und jetzt stinksauer auf dich ist. In anderen Fällen ist es vielleicht schon vorher etabliert gewesen, dass der NSC auf dich steht, und daher wirst du, wenn du dich nicht doof anstellst, auch Erfolg haben. In wieder anderen Fällen lässt sich nicht mit letzter Klarheit sagen, wie der NSC dann wirklich reagiert, wenn du deinen Move machst. In diesen Fällen hat der SL, um es mit Vincent Baker zu sagen, zwei Möglichkeiten: Say yes, or roll the dice.

Dies gilt selbstverständlich nicht für das Verführen von anderen SCs. Hier hat immer der Spieler des SCs das letzte Wort, und der kann immer, jederzeit, nein sagen. Es hindert ihn allerdings auch nichts daran, dich um einen Verführen-Wurf zu bitten, wenn er selber unschlüssig ist.

5. Im LARP gibt es dagegen seit Jahren entsprechende Regeln, in anderen RPG-Umgebungen hat sich das aber längst nicht so weit verbreitet: Wie geht ihr mit dem Thema „sexualisierte Gewalt“ im Rollenspiel um?

Der Grundsatz ist, sexualisierte Gewalt im Rollenspiel ganz außenvor zu lassen, dies ist am Sichersten und gerade auf Con-Runden oder generell mit unbekannten Spielern in den allermeisten Fällen zu empfehlen. Denn bekanntlich kann sexualisierte Gewalt für gar nicht mal so wenige unserer Mitmenschen ein Trigger sein, und selbst unter denen, die es nicht triggert, gibt es viele, die es ganz und gar geschmacklos finden, sexualisierte Gewalt im Rollenspiel zu thematisieren. Selbst gewaltfreie erotische Inhalte sollte man nicht ohne Vorwarnung auf Spieler loslassen, deren Einstellung dazu man nicht kennt.

Gleichwohl gilt, für sexualisierte Gewalt genauso wie für Erotik: Erlaubt ist, was gefällt (aber nicht alles gehört in die Öffentlichkeit). Wenn sexualisierte Gewalt in Filmen und Büchern ein Thema sein kann, dann kann sie es auch im Rollenspiel. Es gilt hier einfach besonders transparent im Vorfeld abzuklären, was für eine Art von Runde es wird und wo die roten Linien der Mitspieler verlaufen. Safewords oder X-Cards habe ich bisher noch nicht verwendet. Ich finde das nicht blöd, habe aber bislang die Notwendigkeit nicht gesehen, da ich solche Runden ohnehin nur mit Leuten spiele, die ich gut kenne und denen ich auch ohne formalisiertes Signal zutraue, sich zu melden, wenn es ihnen nicht gut geht.

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