Man kann Blood Bowl heute sehr gut online spielen, aber am Brett ist es immer noch am Schönsten. Wer sich dabei national und international mit den besten der Zunft messen will, der muss zu den NAF-Turnieren. Die NAF gehört nicht Games Workshop, sondern wird von Fans organisiert, und sie setzt Maßstäbe. Hier findet man die größten TableTop-Turniere und die stärksten Spieler.
Um an einem NAF-Turnier teilnehmen zu können, muss man NAF-Mitglied sein. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 5 Euro pro Jahr. Die Teilnahmegebühr des Turniers ist darin nicht enthalten, diese wird vom Veranstalter festgelegt. Der HammaBowl, ein mittelgroßes lokales Turnier hier in Hamburg, kostet z.B. 20 Euro, der DungeonBowl in Düsseldorf, das deutsche “Major”, 60 Euro, worin 2x Mittagessen enthalten ist.
Das Besondere an den Turnieren ist das Format: Instant Resurrection. Das bedeutet, die Teams werden nach jedem Spiel zurückgesetzt. Dies sorgt für maximale Chancengleichheit; wer in einem frühen Spiel Verletzungspech hat, wird nicht direkt aus dem gesamten Wettbewerb gekegelt. Üblicherweise stehen 1100k für den Kauf des Rosters zur Verfügung, und es können je nach lokalem Regelwerk eine Reihe von Skills verteilt werden. Manchmal kommen am zweiten Tag noch weitere Skills hinzu. Die Rosters und Skills müssen vor dem Turnier festgelegt werden.
Dieses Format bringt es mit sich, dass einige Rassen viel stärker sind als andere. Um dem entgegenzuwirken, sind die Rassen üblicherweise in Tiers unterteilt, wobei die unteren Tiers zusätzliche Skills und/oder Doubles und/oder mehr Gold und/oder Zugriff auf Inducements und Star Players erhalten. Trotzdem ist Tier 1 in der Regel am Stärksten, und innerhalb des Tier 1 haben sich vier Rassen statistisch als die effektivsten herauskristallisiert: Waldelfen, Untote, Echsenmenschen und Dunkelelfen. Diese wird man auf Turnieren überproportional antreffen, wobei es wohl auch unterschiedliche “Metas” von Land zu Land gibt (und natürlich auch immer ein paar Verrückte, die mit Stunties antreten).
Für eine Partie werden üblicherweise 2:15 h veranschlagt, was ein gewisses Spieltempo voraussetzt. Bei den meisten Turnieren werden 3 Partien pro Tag gespielt. Damit jeder Teilnehmer die volle Anzahl an Matches spielen kann, werden die Turniere im Schweizer System durchgeführt, d.h. nach der ersten Runde wird eine Tabelle aufgestellt, und nun spielt der erste gegen den zweiten, der dritte gegen den vierten usw. Dies wird jede Runde wiederholt, wobei allerdings niemand zweimal gegen denselben Gegner spielt. Wer dann am Ende oben steht, hat theoretisch gegen die stärksten Gegner bestanden. Üblich ist, dass auch die Tische entsprechend nummeriert sind, d.h. die Führenden spielen an Tisch 1, die dahinter an Tisch 2, usw. Normalerweise tritt jeder Coach für sich an, es gibt aber auch Teamwettbewerbe wie z.B. den German Team Bowl, in denen Squads aus mehreren Coaches gegeneinander antreten. Dabei darf jede Rasse pro Squad nur einmal vertreten sein.
Die Ergebnisse werden in die Datenbank der NAF-Seite aufgenommen, wo man sich auf der Coach Page eines Mitglieds dessen Turnierergebnisse und Rankings mit den verschiedenen Rassen ansehen kann. Neben klassischem Blood Bowl werden in der Datenbank auch Turniere in Dungeonbowl, Deathbowl, Sevens, Streetbowl und Online geführt. Die Rankings sind ebenfalls nach diesen Kategorien getrennt und lassen sich u.A. nach Nationen filtern. Leider ist die Seite recht langsam, aber es macht schon viel Spaß, hier zu stöbern.
Das größte Ereignis des NAF-Kalenders ist der World Cup, der alle vier Jahre ausgetragen wird, wobei das Gastgeberland wechselt. Das Turnier geht über drei Tage / neun Spiele und ist ein Teamwettbewerb mit 6-köpfigen Squads. Der letzte World Cup fand 2015 in Lucca (Italien) mit knapp 1000 Teilnehmern statt. Die Gastgeber waren auch die Sieger in Gestalt des Teams “Masters of Tilea”. Der nächste World Cup wird vom 3. bis 6. Oktober 2019 in Dornbirn (Österreich) ausgetragen. Eine Qualifikation ist nicht erforderlich, die Anmeldung steht jedem offen.
In Jahren, in denen kein World Cup stattfindet, haben wir den Eurobowl. Anders als beim World Cup gibt es beim Eurobowl tatsächlich Nationalmannschaften, d.h. es gibt ein offizielles Team Deutschland (Spitzname: “Ze Germans” oder “die Mannschaft”). Es handelt sich um 8-köpfige Squads, die jeweils in nationalen Auswahlverfahren bestimmt werden. Für alle, die nicht in den Kader kommen und trotzdem hinfahren wollen, findet parallel das EurOpen statt. Der diesjährige Eurobowl war in Cardiff (Wales). 22 Nationen traten an, Rekordmeister England siegte, Deutschland belegte in einem engen Feld den 10. Platz. Nächstes Jahr wird es wegen des World Cups keinen Eurobowl geben. 2020 ist Polen das Gastgeberland.
Ich habe bislang vier NAF-Online-Turniere (auf Fumbbl) und zwei “richtige” NAF-Turniere gespielt. Die Intensität von sechs Spielen in zwei Tagen, am Brett, Auge in Auge mit dem Gegner, ist noch mal eine ganz andere als online. Und das Coaching-Niveau an den vorderen Tischen ist durchaus nicht zu verachten. Ganz davon abgesehen, dass es einfach cool ist und sehr viel Spaß macht, all diese Blood-Bowl-Verrückten zu treffen. Ich kenne eine Reihe von Coaches, die sich nach längerer Online-Karriere in die TableTop-Welt hinaus gewagt haben, und alle von ihnen, mich eingeschlossen, waren sofort angefixt. Ich kann es jedem nur empfehlen!